Pestizid-Produkte im Regal? Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die zwölf größten Garten- und Baumärkte befragt und wenig Erfreuliches erfahren: Nur zwei Märkte erhalten nach der Umfrage einen grünen Daumen – Pflanzenkölle und toom. Zwar werden auch in diesen Märkten noch zum Teil gefährliche Pestizide angeboten. Dennoch sind viele Risiko-Wirkstoffe bereits aus dem Regal verbannt und Alternativen werden vorrangig beworben. Dagegen erhalten Märkte wie Hornbach, Dehner und Blumen-Risse in dem Ranking einen roten Daumen. Die Unternehmen weigerten sich schlichtweg, an der schriftlichen Befragung teilzunehmen.
Im Februar und März 2023 befragte der BUND die zwölf größten Garten- und Baumärkte in Deutschland zu den von ihnen verkauften Pflanzenschutzmitteln: Agravis Raiffeisen-Markt, Bauhaus, Blumen Risse, Dehner, Globus, Hagebau/Leitermann, Hellweg, Hornbach, Obi, Pflanzen-Kölle, Stanze und toom. Die Fragen lauteten: Wie viele Pflanzenschutzmittel haben Sie im Angebot? Wie viele davon enthalten chemisch-synthetische Wirkstoffe? Werden auch Produkte mit hochgefährlichen Wirkstoffen verkauft? Wurden in den letzten Jahren Produkte wegen ihrer Gefährlichkeit ausgelistet?
Das Ergebnis ist, dass alle befragten Märkte Produkte zur Bekämpfung von Unkraut und Schadinsekten führen, die für Mensch und Umwelt gefährlich sind. Einige Vorreiter-Märkte haben Glyphosat, Neonikotinoide oder andere gefährliche Stoffe bereits ausgelistet.
Sogar besonders gefährliche Wirkstoffe haben eine Zulassung für Gärten
Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin: „Das Umfrageergebnis ist insgesamt ernüchternd, auch wenn zwei Märkte besser abschneiden als der Rest. Pestizidmittel bieten sie alle an. Die Gifte sind aber in Haus- und Kleingärten eine riesige Gefahr. Es ist skandalös, dass sogar besonders gefährliche Wirkstoffe eine Zulassung für Gärten haben und in allen Gartenmärkten im Regal stehen. Denn Fehlanwendungen sind bei Laien hochwahrscheinlich. Hoch giftige, krebserregende oder fruchtbarkeitsschädliche Stoffe werden in der Nähe von Kindern, Schwangeren und älteren Menschen ausgebracht. Sie landen in Obst und Gemüse. Die Bundesregierung muss die Zulassung für chemisch-synthetische und gefährliche Pestizidprodukte in Haus- und Kleingärten verbieten.“
In Deutschland sind rund 150 Pestizidprodukte für den Haus- und Kleingarten zugelassen. 2021 wurden rund 6000 Tonnen Pestizide mit 460 Tonnen reinem Wirkstoff an Privatleute verkauft. Für die nichtgewerbliche Anwendung sind 13 Wirkstoffe zugelassen, die zu den hochgefährlichen Pestiziden gehören, darunter Glyphosat, das Neonikotinoid Acetamiprid und das extrem gefährliche Insektizid lambda-Cyhalothrin – das sind wahre Giftbomben für Gärten.
Dabei ist giftfreies Gärtnern in Privat- und Kleingärten problemlos und ohne viel Aufwand möglich. Es gibt zahlreiche nichtchemischen Alternativen. Sie reichen vom altbekannten Jäten und Mulchen über die Wahl robuster, resistenter Sorten, Fruchtfolgen, Gründüngung und Mischkulturen bis zur Stärkung mit Pflanzenjauchen. Besonders wirksam ist die Nützlingsförderung. Für jedes Schadinsekt gibt es einen Gegenspieler. Vielfältige Gärten locken Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen und Wildbienen an, die Blattläuse & Co vertilgen und Nahrungspflanzen bestäuben.